Bei den Deutschen Polizeimeisterschaften in Rostock zeigte Eva Dannenberg, dass sie zu Recht für diesen Wettkampf nominiert worden war: In jedem ihrer 3 Rennen gab sie ihr Bestes und überzeugte voll: Über ihre Spezialstrecke 800m lief sie mutig an und konnte ihr Tempo bis ins Ziel halten. Am Ende lief sie in diesem wichtigen Wettkampf, mit 2:24,03min eine neue Bestzeit und belegte den hervorragenden 5. Platz! Auch über 400m gelang ihr ein tolles Rennen. Mit 62,42sek blieb sie nur 3 hundertstel Sekunden über ihrer Bestzeit und erreichte damit Platz 6! Nur 75 Minuten später musste sie wieder an den Start: Dass diese Zeit zur vollkommenen Erholung nicht ausreichen würde, war allen klar. Dennoch gab sie alles und erreichte mit der 3X800m-Staffel den 4. Platz. Diese Meisterschaft war für Eva der Höhepunkt in ihrer bisherigen sportlichen Laufbahn und Motivation für weitere sportliche Ziele.
Wie sie ihre Wettkämpfe selbst empfand schildert sie in ihrem Erlebnisbericht:
Der größte Wettkampf meines Lebens
Es war überwältigend, als mir nach sehr erfolgreichen Polizeilandesmeisterschaften in der Leichtathletik mitgeteilt wurde, dass ich auf einen Vorbereitungslehrgang für die Deutschen Polizeimeisterschaften eingeladen werden würde. Es war ein Traum. Einmal im Leben zu Deutschen Meisterschaften. Ich setzte alles in Bewegung um meine Termine in dieser Woche zu verschieben und an diesem Lehrgang in Wuppertal teilnehmen zu können. Es funktionierte und schon diese Woche war eine aufregende Erfahrung. Wir trainierten meistens zweimal am Tag und am Ende war mein Fuß so überlastet, dass ich danach die Woche nur mit Tapeverband laufen konnte. Ich wollte doch nichts riskieren, wollte die Chance meines Lebens nicht verpassen und mit nach Rostock fahren! Fit sein! Ich war vorsichtig, aber es klappte. Je näher die Abfahrt nach Rostock rückte, desto nervöser wurde ich. Jeder der mich kennt, weiß dass extreme Nervosität bei mir nicht außergewöhnlich ist, aber diesmal war es anders… Es war etwas Besonderes. Ich freute mich, hatte aber auch Angst. Angst, dass die Verletzung wiederkommt, Angst dass ich schlecht laufen und die Nerven verlieren könnte. Als wir nach ewig langer Busfahrt (neun Stunden) dann in unserer Unterkunft ankamen, waren wir alle ziemlich neugierig. Alle Länder waren in diesem Ausbildungsinstitut 40 km von Rostock untergebracht. Man lief Berlinern über den Weg und sah Sachsen oder Athleten aus anderen Bundesländern abends noch laufen… Viele dachten sich: „Was die wohl machen? Ob das wohl Läufer, Sprinter, Springer oder Werfer sind?“ „Oh Mann hat die ein Kreuz“ oder „Wie geile Waden der hat…“ Man sah sich die Konkurrenz genau an. Es war irgendwie spannend. Man ließ sich aber auch nicht verunsichern.
Beim Abendessen traten die meisten auch schon in Landeskleidung auf und die Kollegen, die schon Jahre zuvor dabei waren, wussten genau, wen es zu fürchten gab, wer absolut nicht zu schlagen war etc. Alles war irgendwie so aufregend.
Für mich persönlich war es der Name Antje Möldner, der mich ein bisschen nervös machte. Ich hatte sie zuvor bei den Deutschen Meisterschaften in Wattenscheid mit großem Abstand über 1500m siegen sehen und wusste natürlich auch, dass sie bei der U23-EM Bronze geholt hatte. Ich dachte nur, was soll ich hier? Gegen die soll ich also laufen!? Ich bin doch nur ein kleines Mädchen und ich soll in ihrem Lauf bestehen?
Am Wettkampfmorgen wurde die Aufregung immer größer. Zum Glück gab es am Abend zuvor eine große Erleichterung. Gemeldet war ich für 800m und 400m Einzel und für die 3x800m-Staffel. Auf dem vorläufigen Plan standen über beide Einzeldistanzen Vorläufe! Ich hatte noch nie zuvor in meinem Leben einen Wettkampf an zwei Tagen gemacht. Vor- und Endlauf über diese Strecken war für mich ebenfalls sehr ungewöhnlich. Ich befürchtete meine Kraft würde nicht reichen. Außerdem müsste man ja erstmal in den Endlauf kommen… Aber an diesem Morgen wusste ich, dass es doch Zeitläufe und keine Vorläufe gab und war sehr erleichtert.
Als wir am schönen Rostocker Ostseestadion ankamen, war ich begeistert. So ein schönes Stadion, super Wetter, super Stimmung. Und wir waren dabei!! Es folgte dann der Einmarsch der Länder und nach etlichen Reden die Deutsche Nationalhymne. Ich fand es überwältigend. Wir standen da im Innenraum wie alle anderen Bundesländer und für uns alle wurde die Nationalhymne gespielt.
Dann ging alles so schnell. Aufwärmen, umsehen, wer wohl die Konkurrenz ist und plötzlich standen wir schon an der Startlinie zum 800m-Lauf. Ich wusste ich musste mutig sein und beißen. Schnell angehen, sonst wird das nichts mit der guten Zeit. Versuchen am Feld dran zu bleiben. Ich wusste mit 10 oder 12 Frauen in einem Lauf würde es für mich eine gute Orientierung an einer Schnelleren geben um eine gute Zeit zu laufen. Die erste Runde verlief nach Plan in ca. 69 Sekunden. Dann hieß es nur noch laufen und kämpfen. Ich konnte noch ein zwei Läuferinnen überholen und hoffte, dass sie auf der Zielgeraden nicht mehr rankommen würden. Es war echt eng. Aber ich schaffte es vor ihnen ins Ziel. Insgesamt als Fünfte. Wahnsinn! Das hätte keiner erwartet. Es waren ursprünglich 14, von denen dann aber nur 10 starteten. Aber alle waren unter 2:30 gemeldet! Glück hatte ich, dass mir die Beine erst mal der Zielgeraden weggingen und nicht schon davor! Ich hatte gekämpft bis zum letzten Meter. Sobald ich über die Ziellinie war, lag ich erstmal am Boden. Aber das war gut so, denn jeder, der weiß was es heißt Mittelstrecke zu laufen, weiß auch, dass man nicht alles gegeben hat, wenn man im Ziel nicht am Boden liegt!
Meine Eltern, die an diesem Tag plötzlich überraschend im Stadion standen (ich wusste nichts davon, dass sie kommen würden) waren bei mir und der Landestrainer auch. Sie sagten, es war ein super Rennen und ich wäre auf jeden Fall Bestzeit gerannt. 2:23 oder 2:24 sagten sie. Ich war so glücklich. Noch bei den Westdeutschen Juniorenmeisterschaften war alles schief gegangen und diesmal hatte ich gezeigt, dass ich auch bei großen Wettkämpfen die Nerven behalten und eine gute Leistung bringen konnte. Die offizielle Zeit war dann 2:24,03 Minuten. Diese Hundertstel waren zwar ärgerlich, aber ich war trotzdem zufrieden! Ich hatte nicht nur eine neue persönliche Bestzeit erzielt, sondern habe auf meinem größten Wettkampf sogar eine Urkunde erlaufen! Antje Möldner hatte übrigens gewonnen. Locker und mit großem Abstand. Nach dem Wettkampf unterhielt ich mich mit ihr. Sie war super nett, genauso wie die anderen Mädels, die ich vor und bei dem Lauf nur als gefährliche Konkurrenz betrachtet hatte! Die Last war von mir gefallen. Was am nächsten Tag folgen würde, wäre nur noch eine Zugabe! Dennoch wollte ich natürlich auch da mein Bestes geben! Die 400m waren ganz o.k. Ich war im ersten schnelleren Lauf. Die Erste lief 55 Sekunden, aber ich wusste, wie stark sie war. Ich war zufrieden mit meinen 62,42 Sekunden, was nur 3/100 über meiner Bestzeit liegt. Und vor allem war ich zufrieden damit, dass ich auf der nicht enden wollenden Zielgeraden noch ein Mädel aus Bayern ganz knapp niederkämpfen konnte. In diesem Wettbewerb wurde ich insgesamt sechste und auch hier bekam ich eine Urkunde und durfte zur Siegerehrung! Der Vereinsrekord muss dann ein anderes Mal fallen…
Dann stand die Staffel an und mir flatterten die Nerven wie kein einziges Mal zuvor. Es lag daran, dass meine Kräfte am Ende waren. Ich wusste, dass es von mir abhängen würde, ob und wie das Staffelholz ins Ziel kommt, denn ich sollte als Schlussläuferin laufen. Die andere Kollegin aus NRW, die auch die 400m gelaufen war und mit Staffel laufen sollte, verzichtete. Ich musste! Natürlich wollte ich auch, aber ich hatte Angst meine Kräfte würden nicht reichen. Alex und Vanessa liefen sehr gute Einzelrennen. Mit 2:25 und 2:27 super Zeiten! Zeitweise lagen wir zwischen 1 und 3. Als ich den Stab bekam, lagen wir an 3 nicht weit zurück. Ich lief und lief und lief, aber irgendwie wollten meine Beine nicht mehr. Die erste Runde war nicht ganz so schlimm, aber dann war es vorbei mit der Standfestigkeit. Ich will nicht wissen, wie oft ich mich umgeschaut und damit wertvolle Sekunden verloren habe. Aber ich wollte einfach nicht, dass uns die Mannschaft hinter uns auch noch überholt. Zum Glück waren sie weit weg und ich brachte das Ding als Vierte ins Ziel. Vierte verdammt. Ich war super enttäuscht, denn wir waren so nah dran an der Medaille! Mich hat die Kraft verlassen und ich war einfach nur am Ende. Lag auf dem Boden und musste heulen. Ich wollte doch einfach auch nur so eine verdammte Medaille! Alle versuchten mich zu beruhigen. Sie sagten, selbst wenn ich Bestzeit gelaufen wäre, hätte ich die nicht gekriegt, weil die einfach so schnell war. Sie hatte 14 Sekunden Vorsprung! Aber ich war dennoch ziemlich enttäuscht. Wir hatten vorher auf keinen Fall mit einer Medaille rechnen können. Aber als ich dann die beiden genialen Einzelrennen von uns sah, wusste ich, wie nah diese Medaille doch war. Aber was soll’s, wir haben gut gekämpft. Ich bin noch jung und wenn ich dabei bleibe möchte ich in zwei Jahren noch mal darum kämpfen!
Wir sahen noch das Meer und feierten eine super Abschlussfeier mit Essen und riesigem Feuerwerk mit allen Ländern. Unsere Mannschaft war so toll, wir machten die ganzen Tage über eine super Stimmung und haben alle zusammen gehalten. Es war der erfolgreichste und schönste Wettkampf meines Lebens. Ich freue mich darauf, in zwei Jahren vielleicht wieder dabei sein zu dürfen. Bis dahin werde ich lange daran zurückdenken!